Freitag, 29. März 2024

Geldanlage - auf Weizen spekulieren

In Zeiten eines allgemein niedrigen Zinsniveaus bei sicherheitsorientierten Geldanlagen, tendiert manch ein Anleger dazu, doch auch mal nach riskanteren Investitionen Ausschau zu halten. Einer der dabei immer wieder hochkochenden Trends ist es, in Weizen zu spekulieren. Diese Rohstoffspekulation hat jedoch sowohl Vorteile, als auch Nachteile, über die man sich als Anleger im Klaren sein sollte.

Der Weizenpreis am Agrarmarkt wird durch Konsumenten, Produzenten und Investoren bewegt. Die Anleger investieren in Futures, also in Kontrakte zur künftigen Lieferung des Rohstoffes, am Terminmarkt, durch ihre Verkäufe und Käufe wird der Preis beeinflusst, weitere Preistreiber sind jedoch auch häufig Umweltkatastrophen und die damit einhergehende Vernichtung der Ernte sowie Exportverbote diverser Länder, um bei Weizenknappheit zuerst die eigene Bevölkerung zu versorgen.

Um diese Faktoren ab- und einzuschätzen, benötigt man als Anleger entweder einen top informierten Anlageberater, der sich um die Investition kümmert, oder aber, wenn man auf den Berater verzichten möchte, Ahnung, Interesse an Weltpolitik bzw. Weltwirtschaftspolitik, Zeit, Weitsicht, und nicht zuletzt: eine große Portion Glück. Denn auf den Weizenpreis zu spekulieren, ist eine sehr riskante Geldanlage: Kornkurse sind so volatil wie kaum ein anderer Kurs.

Im Gegensatz zu anderen Rohstoffpreisen, wie zum Beispiel von Gold oder Öl, ist bei Weizen kein Trend zu erkennen, es kam schon vor, dass sich die Prognosen für den Weizenpreis überschlugen, er am selben Tag jedoch um 19 % gesunken ist. Verbreitet ist die Meinung, dass der Weizenpreis stetig ansteigt, da die Weltbevölkerung, die schließlich ernährt werden will, auch immer größer wird - allerdings zeigt sich der Weizenpreis bislang von keinerlei Bevölkerungsboom beeindruckt.

Kein Wunder: immer bessere Zuchtpflanzen und hoch entwickelte Düngemittel bewirken, dass die Landwirtschaft stetig produktiver arbeiten kann. Entsprechend könnte zum Beispiel, wenn eine komplette Weizenernte aus Russland ausfallen würde, die entstehende Lücke durch US-amerikanische Lagerbestände völlig abgedeckt werden. Die Preiserhöhungen bei Weizen sind kurzfristig (siehe 2008), danach dritteln bzw. halbieren sich die Preise schnell wieder und fallen auf ihr altes Niveau zurück.

Auf Agrarprodukte zu spekulieren ist nicht nur riskant für das Geld des Anlegers, sondern vor allem lebensbedrohlich für Millionen von Menschen - wie so oft sind die Ärmsten dieser Welt die Verlierer. Auf Weizen zu spekulieren, ist und bleibt also auch eine Gewissensfrage, die man nicht einfach so schulterzuckend beiseite schieben sollte.
 
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