Freitag, 26. April 2024

Bonitätsbewertung und Einfluss auf die Kreditkonditionen

Seit der Einführung von Basel II, den Mindesteigenkapitalanforderungen an Banken, müssen sie in Abhängigkeit des Risikos eines Kredites diesen mit entsprechendem Eigenkapital unterlegen. Je höher also das Risiko eingeschätzt wird, desto höher muss die Rücklage sein. Dies verursacht natürlich hohe Kosten, die an die Kunden in Form höherer Zinsen weitergereicht werden. Aus diesem Grund wird die Bonität jedes einzelnen Kunden vor einer Kreditvergabe ermittelt und als Score-Wert ausgewiesen. Das Scoring ermittelt hierbei Werte zwischen 1-6. Jede Bank hat natürlich ihr eigenes Kredit-Scoring entwickelt. Trotz dessen sind die Daten, die von den Bankern benötigt werden, nahezu gleich.

So fließen in die Bonitätsermittlung neben „weichen“ Daten wie Berufsabschluss, Stellung im Beruf (Arbeiter, Beamter, leitender Angestellter) und Familienstand auch „harte“ Kriterien wie die Daten der Schufa mit ein. Die Schufa ist ein unabhängiges Institut, welches Daten von Banken und anderen kreditgebenden Unternehmen speichert. Hieraus ist dann ersichtlich, ob und in welcher Höhe weitere Darlehen bestehen und ob diese in der Vergangenheit ordnungsgemäß zurückgeführt wurden. Lassen sich aus der Schufa viele kleinere Ratenkredite erkennen, lässt dies darauf schließen, dass der Kunde kaum Sparguthaben aufbauen konnte und auch bereits eine hohe Belastung aus diesen Kredite hat. Dies mindert die Bonität. Sind aus der Schufa sogar negative Merkmale wie eine Kreditkündigung enthalten, wird der Kredit bereits jetzt abgelehnt. Einen deutlich höheren Stellenwert nimmt bei der Ermittlung des Scoring-Wertes aber die Kreditwürdigkeit ein. Um diese zu ermitteln, erstellen die Banken eine Haushaltsrechnung, die neben den monatlichen Einnahmen auch die Ausgaben umfasst.

Hier müssen Kunden zum Beispiel die Höhe ihrer Miete, weitere Kreditbelastungen oder Sparbeiträge angeben. Die Lebenshaltungskosten werden von vielen Banken pauschal angesetzt, und zwar mit 650 Euro für einen Single. Für jede weitere Person, die im Haushalt lebt, werden nochmals 200 Euro Lebenshaltungskosten angesetzt, auch für Säuglinge. Die Kreditvergabe kann natürlich nur erfolgen, wenn diese Haushaltsrechnung einen positiven Überschuss ausweist, denn nur dieser kann für die Begleichung der Kreditraten genutzt werden. Sofern der Kunde einer selbstständigen Tätigkeit nachgeht, wird das Scoring erweitert und es wird auch die Branche, in der er tätig ist, bewertet. Dies kann unter Umständen negative Folgen haben, wenn zum Beispiel der Kunde selbst positive Geschäftsumsätze verzeichnen kann, die Branche insgesamt aber negativ eingeschätzt wird. Somit wird auch sein Score-Wert unverschuldet niedriger ausfallen. Wurden alle Daten eingegeben, kann das Scoring beendet und der Kredit beantragt werden.

Sofern für den Kredit Sicherheiten wie etwa die Eintragung einer Grundschuld notwendig sind, fließt auch deren Bewertung in die Bonitätsermittlung mit ein. Kunden, bei denen ein Score-Wert von eins ermittelt wurde, weisen eine einwandfreie Bonität aus. Da die Bank bei Kreditvergabe an diese Kunden nur ein geringes Risiko eingeht, erhalten sie einen sehr niedrigen Zins. Je höher allerdings der Score-Wert, desto höher ist das Risiko für die Bank und desto höher ist auch der Zins für das beantragte Darlehen. Somit erhalten nur noch sehr wenige Kunden die Kreditzinsen, die von den Banken beworben werden. Die meisten Kreditkunden werden mit Aufschlägen rechnen müssen. Für die Berater der Banken ist es aufgrund dieser Vorgehensweise zudem nicht mehr möglich, dem Kunden per Telefon Auskunft über die Kreditzinsen zu geben. Erst nach Einreichung von Gehaltsnachweisen und, sofern eine Grundschuld notwendig ist, Grundbuchauszügen und Objektbildern, kann diese Frage beantwortet werden.
 
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