Dienstag, 15. Oktober 2024

Definition von Andienungsrechten und Andienungspflichten

Grundsätzlich hat der Begriff Andienungsrecht zwei sehr unterschiedliche Bedeutungen. Diese sind zum einen bei Geschäften mit Optionsscheinen wichtig, zum anderen spielt ein Andienungsrecht auch in vielen Leasingverträgen eine Rolle. Wenn es um Optionsscheine geht, bedeutet das Andienungsrecht, dass der Käufer dieser Option sich durch die Zahlung der jeweiligen Prämie das Recht sichert, den in der Option festgelegten Basiswert zu einem bestimmten Preis zu kaufen. Ein Beispiel dafür sind Optionen auf Rohstoffe, die von Industrieunternehmen gekauft werden.

Sollten die Preise für Rohstoffe steigen, haben diese Firmen immer noch die Möglichkeit, die Materialien zu vorab festgelegten Preisen zu beziehen und somit Kosten zu sparen. Durch das Andienungsrecht wird festgeschrieben, dass der Verkäufer über die gesamte Laufzeit der Option zu jedem Zeitpunkt in der Lage ist, den bezeichneten Basiswert auch tatsächlich zu liefern. Umgekehrt kann sich der Käufer einer Option durch die Zahlung der dafür fälligen Prämie auch das Recht sichern, einen bestimmten Basiswert zu einem festgelegten Zeitpunkt und zu einem festgelegten Preis zu verkaufen. Damit sichert sich der Käufer der Option selbst ein Andienungsrecht, da der Vertragspartner dazu verpflichtet ist, den Kaufpreis zu zahlen und somit die Option zu erfüllen. Das Prinzip bei Leasingverträgen ist ähnlich.

Hier sichert sich der Leasingnehmer die Nutzungsrechte an einem Gegenstand, etwa einer Immobilie oder einem Fahrzeug, für die gesamte Laufzeit des Leasingvertrags. Für den Fall, dass im Vertrag ein Andienungsrecht vorgesehen ist, hat die Leasinggesellschaft am Vertragsende das Recht, dem Leasingnehmer diesen Gegenstand zum Kauf anzubieten. Der Preis dafür wird in der Regel bereits vorab festgelegt und entspricht dem Restbuchwert. Bei Immobilien kann es sich hingegen auch um den Verkehrswert handeln, der über den Zeitraum der Nutzung durchaus deutlich steigen kann. Die Andienungspflicht spielt ebenfalls vor allem im Handel mit Aktien und Wertpapieren eine wichtige Rolle. Dabei handelt es sich um eine privatrechtliche Vereinbarung.

Will ein Aktionär zum Beispiel seine Anteile an einem Unternehmen verkaufen, kann er diese Absicht anderen Personen oder Unternehmen mitteilen. Eine Andienungspflicht bedeutet, dass sich der Aktionär gleichzeitig dazu verpflichtet, die Aktien tatsächlich zu einem von ihm festgelegten Kaufpreis zu veräußern. Ein späterer Rücktritt von diesem Angebot ist nicht möglich, da andernfalls der Vertragspartner geschädigt werden würde. Auch in anderen Bereichen gibt es Andienungspflichten. So vereinbaren etwa landwirtschaftliche Genossenschaften mit ihren Mitgliedern häufig, dass alle oder ganz bestimmte von den Mitgliedern verkaufte Produkte während der Mitgliedschaft ausschließlich an die Genossenschaft zu liefern sind. Bei einem Verstoß gegen diese Andienungspflicht werden Vertragsstrafen fällig, zudem kann das Mitglied aus der Genossenschaft ausgeschlossen werden.
 
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