Freitag, 29. März 2024

Verschiedene Bedeutungen und Möglichkeiten der Entschuldung

Das Wort Entschuldung kann unterschiedliche Bedeutungen aufweisen und sowohl bezüglich Privatpersonen als auch hinsichtlich von Staaten und Unternehmen verwendet werden. In jedem Fall bedeutet eine Entschuldung die Befreiung von Schulden, wobei der Begriff selten zur Anwendung kommt, wenn eine wirtschaftliche Einheit ihre Schulden ohne fremde Hilfe komplett abbaut. Bei eher geringen Verbindlichkeiten ist eine erfolgreiche Entschuldung durch Sparen und die Erhöhung von Einnahmen grundsätzlich naturgemäß möglich.

In der Praxis bedeutet die Entschuldung eines Unternehmens jedoch in den meisten Fällen dessen Insolvenz. Das Ziel eines betrieblichen Insolvenzverfahrens besteht in erster Linie darin, den Fortbestand des insolventen Betriebes nach Abschluss des Insolvenzverfahrens zu ermöglichen, die Liquidation eines Unternehmens als Ende des entsprechenden Vorgangs soll möglichst vermieden werden. Das wichtigste Element der Entschuldung eines Unternehmens besteht darin, eine für jeden Schuldner angemessene Quote der vorhandenen Forderungen zu erzielen, wobei die Forderungen der Sozialversicherungsträger sowie des Finanzamtes jedoch bevorzugt befriedigt werden. Einige bekannte Unternehmen konnten ohne Insolvenz entschuldet werden. Sie verfügten über Grundstücke, welche sie verkauften. Sportvereine im Profi-Bereich, bei welchen es sich faktisch um Unternehmen handelt, wurden durch Zuschüsse von Städten und Gemeinden entschuldet, da sie für ihren Spielort werben und zudem auch Aufgaben im Breitensport wahrnehmen.

Wenn Staaten überschuldet sind, bewirkt eine Entschuldung, dass sie weiterhin ihren Aufgaben nachkommen können. Der für die Entschuldung eines Staates üblicherweise verwendete Begriff lautet Schuldenerlass; dieser wurde zunächst von kirchlichen Gruppen zugunsten der ehemals als Entwicklungsländer bezeichneten Schwellenländer benutzt. Ein Schuldenerlass stellt hohe Ansprüche an die wirtschaftliche Struktur sowie an die politische Sicherheit des Landes; viele Staaten wurden auf diese Weise wirksam vor einer staatlichen Insolvenz gerettet. Die Stundung alter sowie die Gewährung neuer Kredite stellt selbstverständlich keine Entschuldung dar, da die Schulden weiterhin bestehen, auch wenn sich der Rückzahltermin verändert. Im privaten Bereich bestand noch Ende des vergangenen Jahrhunderts keine Möglichkeit, sich über den Weg einer Privatinsolvenz zu entschulden.

Inzwischen wurde eine Möglichkeit zur Privatinsolvenz geschaffen, bei welcher der private Schuldner innerhalb eines Zeitraums von sechs Jahren schuldenfrei wird, sofern er die mit diesem Verfahren verbundenen strengen Bestimmungen einhält. Sowohl im betrieblichen als auch im privaten Bereich wird eine Entschuldung über ein Insolvenzverfahren verweigert, wenn die Schulden durch Straftaten verursacht wurden. Besonders bei der Insolvenz eines wirtschaftlichen Betriebes eröffnet die Staatsanwaltschaft grundsätzlich ein Ermittlungsverfahren und prüft, ob keine Kredite durch falsche Angaben erschlichen wurden. Zugleich prüft sie nach, ob der Insolvenzantrag fristgemäß gestellt worden ist. Wegen des Straftatbestandes der Insolvenzverschleppung darf der Inhaber eines sich in Zahlungsschwierigkeiten befindlichen Betriebes nicht ohne triftigen Grund darauf hoffen, dass eine Entschuldung durch eine Verbesserung der Ertragssituation eintreten werde.
 
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